Die verschiedenen Trachten der Insel

Die Tracht in der heute am häufigsten getanzt wird, ist die Festtagstracht. Die Festtagstracht wird zum ersten Mal am Tage ihrer Konfirmation von den jungen Mädchen getragen. Das ist auch der Zeitpunkt, an dem die Mädchen in die Trachtengruppe eintreten können, um an öffentlichen Auftritten mitzuwirken. Vor ihrer Konfirmation tragen die jungen Mädchen die Sonntags- und Kirchgangstracht.

Die Tracht in ihrer heutigen Form gibt es seit ca. 150 Jahren und wird von Generation zu Generation weitervererbt, häufig von der Großmutter auf die Enkelin. Sie hat sich seitdem nur unwesentlich verändert. Den Ursprung der heutigen Form finden wir in der Zeit, als die Vorfahren Seefahrer und Walfänger waren und die kostbaren Stoffe, die Spitzen und die Seide und nicht zuletzt den kostbaren Silberfiligran-Schmuck von ihren Reise in ferne Länder mitbrachten.

Auffällig ist, dass nur Frauen und Mädchen in der Gruppe tanzen. Auch dies ist auf die Walfangzeit zurückzuführen. Als die Männer in den Sommermonaten zur See fuhren, haben sich die Frauen der Inseldörfer zusammengefunden, um sich aus den mitgebrachten Stoffen eine Tracht zu nähen und um gemeinsam zu tanzen. Eine Männertracht hat sich nie durchgesetzt.
Mann trug, was gerade modern war.

Die „historische Tracht“ ca. 1. Hälfte d. 19. Jh.:

Historische Tracht

Der Pei (Trägerrock) mit offenem Aplot (Oberteil), aus 4 – 4,5 Meter dunkelblauem Tuch (Wollstoff, gewebt u. fein gewalkt), Ausschnittkanten der Arme und an der Brust sind mit hellblauem Moireeband eingefasst und dieses wurde auch kurz über dem Rocksaum aufgenäht, dazu innen am Saum det stotbian (eine Stoßkante) aus rot-schwarz kariertem oder gemustertem Wollstoff, am Saumabschluss ist eine Wolllitze zum Schutz aufgenäht, darunter wurde ein Unterrock getragen. 

Der Nedderkragen (Brustlatz) ist ein rechteckiges Stück
Kattun/Leinen mit farbiger Vorderseite aus Damast oder Brokat, welcher durch Schnüre befestigt wird.

 

In der Biedermeierzeit wird ein weiter Keulenärmel getragen, davor u.danach ein schmalerer „krummer Ärmel“, jeweils mit 4 kleinen Silberfiligranknöpfen am Handgelenk geschlossen.

 

Das Halsduk ist aus Kattun mit seidener Blumenborte oder auch zeitweise aus Florettseide, manchmal mit Blumenstickerei, zum Dreieck gelegt (Spitze auf dem Rücken) die Enden lose um die Schultern gelegt, locker geknotet und/oder mit wenigen Nadeln befestigt.

 

Das Braanjnöösduk (Kopftuch), ein viereckiges Baumwolltuch, wandelte sich immer wieder im Laufe der Jahrzehnte. Eine kleine Pappe gibt Stand u. die Enden werden um den Kopf geschlungen und vor der Stirn verknotet.

Über den geflochtenen und aufgesteckten Zöpfen befindet sich eine Haube (hüüw), hinter u. teils unter dem Kopftuch getragen, oval, Durchmesser ca. 22 cm, eine Hälfte rotes Tuch, die andere weiße/hellblaue und schwarze Seide mit Mustern bestickt.

Es wurden bis zu 10 bis 12 Silberknöpfe an der rechten Brustseite sowie eine 2-3 reihige Silberkette mit Haken vor der Brust getragen.

Det Skortluk (die Schürze) gestreift, vereinzelt mit Blumenborte, aus gewebtem Stoff oder Seide, in Falten gelegt oder gestiftelt, breiter Bund, vorne eine Silberbrosche, hinten eine silberne Haks.

Die heutige Sonn- und Festtagstracht:

Der Pei hat nun ein geschlossenes Oberteil welches am Halsausschnitt mit weißer Spitze besetzt ist, einige Oberteile wurden aus Samt gearbeitet. Ein Brustlatz wird weiterhin getragen, um die 10-12 Knöpfe in einem Halbkreis auf der Brust zu befestigen, auch hierzu trug bzw. trägt man einen Unterrock.

Die Sliawen (Ärmel) sind aus 2 Teilen gearbeitet, eng, mit Puffe am Ellenbogen, außen schwarzer Brokat oder Samt, Futter aus Baumwolle, Leibchen aus Taschenköper, vor der Brust zu schließen mit Haken u. Ösen oder Bändern; am Handgelenk weiße Spitze sowie schwarze Spitze über der Puffe.

 

Halsduk aus Seide oder Halbseide in rot, blau, grün, lila, braun meist mit eingewebtem schwarzen Blumenmuster, dreieckig mit Kantenlänge ca. 1,60 m, zwei Kanten mit schwarzer Fransenborte, die Spitze liegt dann mittig auf dem Rücken, die Enden werden in feinen Falten um die Schultern gelegt und mit 70-90 Stecknadeln gesteckt.

Die Festtagstracht mit weißer Schürze:

Die weiße Schürze besteht aus Batist mit Lochstickerei sowie einem Schürzenband und wird nur zur Festtagstracht mit dem vollen Silberschmuck getragen, je nach Anlass werden auch dunkle Schürzen getragen aus Seide oder gewebtem Wollstoff.

 

Der Schmuck besteht aus Silberfiligran, zur Festtagstracht werden 10-12 Knöpfe (knooper) sowie die Haken/Brustkette (haag an leenk) getragen, 1-2 Kopftuchnadeln, 4 kleinere Knöpfe an den Ärmeln, eine Halskette sowie eine Brosche an der Schürze (zur dunklen Schürze zusätzlich hinten eine große Schließe (haks))

Zur Sonntagstracht wird ein dreieckiges Halstuch aus schwarzem Wollstoff mit Blumenstickerei (teilw. Baumwolltücher mit Blumendruck oder eingewebtem Muster) getragen, die Spitze liegt mittig auf dem Rücken und die Enden werden vor der Brust gekreuzt und im Rücken geknotet, dazu werden 4 große Silberknöpfe am Rockoberteil befestigt. Dazu gehört eine dunkle Schürze.

Das Kopftuch und die Haare:

Das Braanjnöösduk (Kopftuch) misst ca. 1,30 m x 1,30 m, aus Wollmousseline, an zwei gegenüberliegenden Ecken befinden sich mit Blumenmustern bestickte Samtbordüren sowie eine Fransenborte. Es wird auf eine komplizierte Art um den Kopf geschlungen, seitlich geknotet und über der Stirn wird ein halbmondförmiges Stück Pappe eingearbeitet, das Ganze wird durch mehrere Stecknadeln zusammengehalten.

 

Die Haare werden (und wurden) zu Zöpfen geflochten und in einer Art Schnecke bzw. Kranz am Hinterkopf mit Haarnadeln aufgesteckt. Sollte die eigene Haarlänge nicht reichen, muss sich mit einem Haarteil (meist Echthaarzopf) geholfen werden! Über den Zöpfen – hinter der „stehenden Pappe“ des Kopftuchs wird bei verheirateten Frauen det hüüw (die Haube) aufgesteckt, diese ist aus rotem Tuch, oval ca. 18 cm lang und 11 cm breit (in dieser Form ab ca. 1800), bestickt mit kleinen schwarzen Perlen.

Die Feldarbeitstracht im Sommer

Hier ein einfacher Rock mit Besenschnur am Saum aus selbstgewebtem Wollstoff, Bluse aus Baumwolle, einfaches Baumwollhalstuch um den Hals, ebenso einfach flach gebundenes Baumwollkopftuch, manchmal wurde gegen Schmutz und Sonne noch ein zusätzliches Tuch um das Gesicht gebunden, die Schürze ist einfarbig aus handgewebtem Wollstoff.

Kindertracht:

Besticktes oder bedrucktes Dreieckstuch hinten in der Taille geknotet. 4 Silber-Filigranknöpfe (wie bei der Sonntagstracht), dunkle (grün, blau, braun, schwarz) oft gewebte
Baumwollschürze.